Ein Leben mit Wein: Vom Studium zur Expertise
Seit Jahrzehnten bin ich beruflich mit Wein verbunden. Ja, so was gibt es, ich habe Wein verkauft, Wein gemacht und lange Zeit als Journalist über Wein geschrieben und natürlich auch mehr Wein als viele andere probiert und getrunken, in Maßen versteht sich.
Nach Schule und Studium der Allgemeinen Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim in Stuttgart promovierte ich über ein Thema aus den landwirtschaftlichen Wirtschaftswissenschaften. Verbunden mit einem Forschungsauftrag der Bundesregierung sollte ich Mitte der 1980er Jahre Wege aufzeigen, wie man überschüssig produzierten Wein in Deutschland über den Weg der Sektproduktion auf den Markt bringen und verkaufen kann. Das führte mich tief hinein in den Wein- und Sektmarkt, in Produktions- und Vermarktungsstrukturen und ließ mich in andere Länder und Branchen blicken, die im Wein- und Sektbereich erfolgreich waren.
Die Komplexität der Weinauswahl
Der Weinkonsument möchte es einfach und erkennbar. An oberster Stelle muss daher die Segmentierung des Angebots in einfache, gehobene, hochwertige und einzigartige Weine stehen, die dem Kunden und Käufer bei der schwierigen Frage Hilfestellung gibt, „welchen und wie viel Wein bekomme ich für mein Geld“.
Erschwert wird die Suche nach dem passenden Wein durch die Vielzahl an Ländern und Weinregionen, in denen Wein erzeugt wird und die große Zahl an Rebsorten. Ganz zu schweigen von den Geschmacksrichtungen, die mit dem Gehalt an Zucker und meist mit dem Verhältnis von Zucker zur Säure eines Weines definiert sind oder der Vielzahl an önologischen Eingriffen von der Ernte bis zur Abfüllung auf die Flasche, die Geschmack und Art eines Weines beeinflussen können.
Schnell ist man dann bei analytischen Werten der Inhaltsstoffe von Wein, bei chemischen Formeln und komplizierten Themen aus der organischen Chemie. Das ist vielen Menschen fremd, weshalb sie dann auch die Lust verlieren, sich tiefer mit Wein zu beschäftigen. Und noch ein Faktor macht den Wein so wenig zugänglich für viele Konsumenten: Es sind die Preisstellung oder besser gesagt die großen Preisspannen für die Weine angeboten werden.
Wein gibt es für kleines Geld von einem Euro pro Liter und genauso für 10.000 Euro pro Flasche und manchmal noch mehr. „Kann der Geschmack eines Weines wirklich so viel besser sein, dass man bereit ist das Zehn-, Hundertfache oder sogar das Zehntausendfache an Geld für einen Wein auszugeben?“
Wein als Kulturgut: Eine Mission zur Wissensvermittlung
Das Angebot und der Markt für Wein ähneln damit mehr dem Kunstmarkt als gewöhnlichen Konsumgütern. Es ist Expertenwissen gefragt. Weinexperten nehmen die Funktion von Preisrichtern und Kunstkritikern ein. Wein wird zum Glaubensgut.
Das ist für mich Veranlassung den Schleier zu lüften und mehr und zutreffende Informationen über Wein zu liefern, sei es in Artikeln, in jeder Art von Lesestoff oder in allen denkbaren elektronischen Medien und Formaten und am liebsten in persönlicher Form von Seminaren und Weinproben.
Es gibt viel zu erzählen und mehr noch zu entdecken über Wein. Wein begleitet den Menschen seit mehreren zehntausend Jahren. Wein ist ein Kulturgut, das Verstand und Wissen verlangt, damit es Freude schenkt.
Ihr Hermann Pilz